Rotkreuz-Spiegel 2-2021, Seite 16

nisse und soziale Kompetenzen. Wir bieten sinnvolle Freizeitaktivitäten und soziale Kontakte, die für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene wichtig sind. Highlights sind außerdem die vielfältigen Veranstaltungen im Haus des Jugendrotkreuzes in Einbeck.

Nadine: Das Jugendrotkreuz eröffnet darüber hinaus die Möglichkeit, Demokratie quasi im Kleinen zu üben. Es ist eine kleine Welt, in der man reifen, wachsen und seine Rolle finden kann. In der man lernt, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Natürlich beraten wir auch und unterstützen bei der persönlichen Entwicklung. Die Beteiligung an unserer Kampagne Humanitäre Schule ermöglicht Jugendlichen zum Beispiel zu erfahren, was es bedeutet, etwas Gutes für andere zu tun. Sich daran zu beteiligen, die Welt Stück für Stück ein bisschen besser zu machen. Wir haben außerdem vielfältige Schulungen im Angebot wie Gruppenleiter- und Teamerausbildungen, Leitungsqualifizierungen oder Kurse zu Rhetorik, Moderation, Strukturierung von Projekten, Kinderschutz- und Genderthemen. Auch Wettbewerbe, Ferienfreizeiten und kreative Workshop-Wochenenden gehören zu unserem Portfolio. Nicht zu vergessen der Schulsanitätsdienst und Seminare zur Notfalldarstellung. Auch in Fachgruppen zu speziellen Themen wie Medienarbeit, Schule, Aus- und Fortbildung sowie sexueller und geschlechtlicher Vielfalt kann man sich engagieren sowie Leitungsfunktionen im Ehrenamt auf Orts-, Kreis-, Bezirks- oder Landesebene übernehmen.

Wie kommt das Jugendrotkreuz durch dieCorona-Pandemie?

Svea: Wir sind ja eigentlich mehr analog, also live und in Farbe. Dann kam der Lockdown und damit auch ein Umschwung mehr hin zum Digitalen. Was uns ausmacht, ist die persönliche Begegnung. So erreichen wir vor allem Kinder und Jugendliche und wollen das auch nach der Pandemie wieder zum Leben erwecken. Aber mehr als ein Jahr lang haben wir unsere digitalen Möglichkeiten weiter entwickelt und auf diese Weise versucht, Kontakt und Beschäftigungsmöglichkeiten anzubieten. Jugendliche können wir in dieser Form noch gut erreichen, die Kleineren eher nicht. Dennoch hat sich das JRK viel einfallen lassen, zum Beispiel Tüten mit Aufgaben und Materialien an den Gruppenraum gehängt, wo die Kinder sie abholen konnten. In Helmstedt hat das JRK im Ort Steine mit rotem Kreuz und Buchstaben versteckt. Wer sie gefunden hat, konnte sie fotografieren und an die Gruppenleitung schicken. Vor einem Jahr zu Ostern haben die JRK-Kinder Osterkarten und Grüße gebastelt, die dann an Altenheime verschenkt wurden. Die beliebten Weihnachtsseminare in Einbeck konnten ja leider 2020 nicht als Gemeinschaftsaktion stattfinden, wie in den vielen Jahren zuvor. Das JRK des Landesverbandes hat stattdessen Basteltüten mit Bastelhinweisen zusammengestellt und gepackt. Entweder allein oder gemeinsam vernetzt per Computer konnten dann die Kleinen und Großen doch für Weihnachten Kreatives gestalten.

Nadine: Der Lockdown und die Corona-Maßnahmen treffen Jugendliche und die Jugendverbandsarbeit sehr. Das geht nicht nur dem Jugendrotkreuz so. Jugendliche wollen sich treffen, sich sehen und anfassen, auch mal über die Stränge schlagen, sich vielleicht verlieben und nicht nur vor dem PC zu Hause sitzen. Sie kommen wegen der persönlichen Kontakte zu uns. Digitale Treffen sind eben nicht mit Präsenzveranstaltungen gleichzusetzen. Einige erreichen wir daher nicht, sie steigen aus und wollen zurückkommen, wenn wieder Präsenz-Angebote möglich sind. Wettbewerbe, Freizeiten, Events – das geht eben online nicht. Kopf- und Bildungsarbeit funktionieren über digitale Wege gut. Aber vieles, was Zwischenmenschlichkeit ausmacht, ist auf diese Weise nur schwer zu transportieren. Wir machen jetzt, was wir können und hoffen, bald auch wieder die persönlichen Kontakte mit unserer vielfältigen Palette an Angeboten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene umsetzen zu können.

Svea: Was online gut klappt, sind Austauschtreffen und Gremienarbeit beispielsweise mit den Mitgliedern der Landesleitung. Die leben ja in ganz Niedersachsen verstreut. Per Videokonferenz haben wir uns lange Fahrtzeiten sparen und uns dennoch vernetzen können. Not macht ja bekanntlich erfinderisch – so auch in der Pandemie. Digitale neue Ideen und neue Formate sind auch im JRK entstanden. Aber die Sehnsucht ist schon sehr groß, Menschen zu sehen, sich in den Arm zu nehmen, eben Aktionen gemeinsam live und in Farbe zu erleben.

Nadine: Trotz aller Widrigkeiten haben wir doch festgestellt, dass in schwierigen Zeiten, wie in der Corona-Krise, diejenigen, die sich ehrenamtlich im Jugendrotkreuz engagieren, nicht wirklich allein sind. Man gehört doch, wenn auch mit Abstand, zu einer Gemeinschaft. Das bewahrt vor Vereinsamung und bietet die Chance, trotz diverser Einschränkungen, etwas bewirken zu können und auf diese Weise die Krise konstruktiv zu bewältigen. Dennoch halten wir es für wichtig, dass sich Kinder und Jugendliche in der Pandemie stärker Gehör verschaffen. Daher wollen wir auch mit dieser Intention eine Aktion ins Leben rufen, bei der uns junge Menschen per Postkarte, Video- oder Audiobotschaft ihre Ideen, Wünsche oder Probleme während der Corona-Zeit mitteilen können. Denn wir möchten ihnen eine Stimme geben.

Kerstin Hiller

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