den Extremwetterlagen und daraus resultierende Umweltkatastrophen aller Voraussicht nach weiter zunehmen. Beides macht uns überaus deutlich, dass der Zivil- und Katastrophenschutz auch weiterhin verstärkt ausgebaut werden muss.

Dörlitz: Auch auf EU-Ebene sind die Themen Sicherheit und Solidarität mit Benachteiligten aktuelle Herausforderungen. Deshalb ist übrigens im Sommer eine Delegation der LAG FW für Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern aus dem Europäischen Parlament, der Europäischen Kommission sowie des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses nach Brüssel gereist.

Wie bewerten Sie die Sparpläne der Bundesregierung für den Haushalt 2024?

Selbach: Leider sehen die Haushaltspläne der Bundesregierung für 2024 Kürzungen vor, die sich gravierend auf eine Vielzahl an sozialen Angeboten auswirken. So sind beispielsweise Migrationsprojekte gefährdet ebenso wie der gesellschaftlich notwendige Erhalt und Ausbau des Freiwilligendienstes.

Neben den Aktivitäten des DRK-Bundesverbandes setzt sich insbesondere der DRK-Landesverband Niedersachsen gemeinsam mit den Verbänden der LAG FW durch unterschiedliche Initiativen dafür ein, diese Kürzungsvorhaben abzuwenden.

Dörlitz: In Hinblick auf eine schnellere und unkomplizierte Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt wirken die Sparpläne geradezu kontraproduktiv. Kürzungen im Freiwilligendienst sind ebenfalls das völlig falsche Signal. Ob Freiwilliges Soziales Jahr oder Bundesfreiwilligendienst – beide unterstützen die jeweiligen Fachkräfte in den Einsatzstellen und sind zugleich eine wichtige Chance zur Nachwuchsgewinnung sowie für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit.

Welches Fazit ziehen Sie am Ende dieses LAG-Vorsitz-Jahres?

Selbach: Es war ein intensives Jahr, zu dem auch regelmäßige Gespräche mit den Fachministern, deren Staatssekretären und den Kommunalen Spitzenverbänden zählen. Nicht zuletzt die Pandemie hat gezeigt, wie systemrelevant die Unterstützung des Landes durch die Wohlfahrtsverbände ist. Eines der drängenden Themen war und ist auch weiterhin der Arbeits- und Fachkräftemangel in sozialen Berufsfeldern wie Pflege und Kindertagesbetreuung mit all seinen gesellschaftlichen Konsequenzen: zurückgehende Pflegeangebote und kurzfristige Schließungen von Kita-Gruppen beispielsweise. Hier wird es notwendig sein, kurzfristig pragmatische Übergangslösungen zu finden.

Dörlitz: Ich halte es für wichtig, als DRK in der LAG FW Meinung zu bilden und habe deshalb unsere verbandlichen Interessen gerne in die Fachausschüsse und Verhandlungsgruppen sowie bei Vertretung auch in die Sitzungen und Lobby-Gespräche des Vorstands der LAG FW eingebracht und dort bei Bedarf deutlich vertreten. Es freut mich, die Wohlfahrts- und Sozialarbeit des Landesverbandes weiterhin gut aufgestellt zu sehen und mich damit zum Jahresende nach nunmehr fast 40 Jahren noch gelassener und zufriedener gänzlich aus der Landesverbandsarbeit verabschieden zu können.

Kerstin Hiller

Was ist die LAG FW?

LAG FW ist die Abkürzung für Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen. In ihr sind die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege zusammengeschlossen: Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonisches Werk, Paritätischer Wohlfahrtsverband und die Jüdische Wohlfahrt. Die LAG FW repräsentiert etwa 6.000 soziale Einrichtungen, Beratungsstellen und Dienste sowie 55 Krankenhäuser mit mehr als 230.000 hauptamtlich Beschäftigten und über 500.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Jeder Verband entsendet ein Mitglied in den Vorstand der LAG FW und kann eine Stellvertretung benennen. Der Vorstandsvorsitz routiert jährlich, wobei die Jüdische Wohlfahrt auf den Vorsitz verzichtet.